Mit dem Forschungsvorhaben sollte die Grundlage für eine sachliche Diskussion der Vergabepraxis und der Qualitätssicherheit der Planung erarbeitet werden. Dazu wurden die monetären und zeitlichen Aufwendungen der verschiedenen Vergabeverfahren nicht nur im Rahmen des Vergabeprozesses, sondern über den gesamten Planungszeitraum hinweg erhoben.
Konzeption und Methodik
Der Forschungsnehmer hat Daten von 785 offenen und nichtoffenen Planungswettbewerben (seit 2009) bei Bund, Ländern, kommunalen und privaten Auftraggebern im Bereich Hoch-/Neubau erhoben und parallel Offene Wettbewerbsverfahren in der Schweiz eruiert, um im Sinne einer best-practice eventuell Anwendungserfahrungen auf deutsche Verfahren übertragen zu können. Zu den ermittelten Fällen sollte eine Befragung der Auslober/Auftraggeber zu Kosten und Zeiten der Projekte (Phase der Vorbereitung und LPh 1-5) erfolgen.
Bei der Recherche durchgeführter Planungswettbewerbe hat sich herausgestellt, dass die vertraglich vorgesehenen Fallstudien nicht erreicht werden können, da zum einen im vorgesehenen Betrachtungszeitraum nicht genügend Wettbewerbe bis zur Ausführungsplanung umgesetzt wurden und zum anderen die Dokumentation der Verfahren nicht ausreichend bzw. die Mitwirkungsbereitschaft der Auftraggeber nicht vorhanden ist. Um das Forschungsziel dennoch erreichen zu können, wurde die Methode der Untersuchung geändert und anstelle der Erhebung aussagekräftiger empirischer Daten mittels schriftlicher und telefonischer Befragungen eine qualitative sowie tiefere Untersuchung von wenigen ausgewählten Fallstudien vor Ort durch face-to-face Interviews durchgeführt. Um die Ergebnisse bzw. Schlüsse aus den Untersuchungen der Fallstudien abzusichern wurde ein Expertengremium über zwei Workshops in den Forschungsprozess eingebunden.
Ergebnisse
In allen Fallstudien haben andere, unerwartete Einflussfaktoren erhebliche Auswirkungen auf die zeitlichen und monetären Aufwendungen in der Planungsphase - seien es politische Einflüsse, Änderungen von Vorschriften, Richtlinien und Gesetzen, neue inhaltliche Anforderungen an das Projekt oder wirtschaftliche Einflüsse.
Die anhand der Muster-Vergabeverfahren dargestellten zeitlichen und monetären Vor- oder Nachteile der unterschiedlichen Verfahrensarten lassen sich durch die Fallstudien nicht belegen. Die Praxis liegt weit von der Theorie entfernt, und fallstudienspezifische Aspekte führen zu grundsätzlich anderen Verläufen und Aufwendungen. Grundsätzlich ist zu konstatieren, dass sich direkte Auswirkungen des Vergabeverfahrens auf die zeitlichen und monetären Aufwendungen im gesamten Planungsprozess nicht belegen lassen. Andere Faktoren überlagern bei weitem mögliche Effekte der Vergabeart.
Da die zeitlichen und monetären Aufwendungen und Auswirkungen keine hinreichenden Begründungen zur Auswahl des geeigneten Vergabeverfahrens bieten, sind andere Kriterien entscheidend. Es sind vor allem Qualitätssicherheit, Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Vergabe, Einbeziehung der Öffentlichkeit und damit nicht zuletzt die baukulturelle Verantwortung und Vorbildfunktion der öffentlichen Hand.
Über diese Erkenntnisse hinaus erhalten Auftraggeber - abgeleitet aus den Erhebungen und den intensiv geführten Interviews – Handlungsempfehlungen für die erfolgreiche Organisation der Vergabe von Planungsleistungen.
Der ausführliche Endbericht kann von dieser Seite heruntergeladen werden.